Steuerbelastung in Deutschland

Jedes Jahr bei Abgabe der Steuererklärung ärgert man sich über die gefühlt extrem hohe Steuerbelastung in Deutschland und sinniert über eine Auswanderung beispielsweise nach Dubai, wo (theoretisch) keine Steuerpflicht bestünde. Aber ist die Steuerbelastung in Deutschland tatsächlich so hoch oder täuscht man sich hier? Die zahlreichen Steuererhöhungen verbunden mit einer ausufernden Staatsverschuldung, Inflation sowie ausbleibenden Lohnerhöhungen bringen da manchen Steuerzahler auf die Palme.

Höhe der Steuerbelastung in Deutschland

Die OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) hat u.a. die Steuerbelastung in Deutschland untersucht. Am Beispiel kinderloser Singles liegt die Steuer- und Abgabenbelastung in Deutschland über 50%. Auch wenn das Bundesverfassungsgericht bereits angedeutet hat, dass bei hälftiger Steuerbelastung die Verhältnismäßigkeit wohl überschritten sei, damit ist praktisch noch nicht Schluss. Nach Berechnung in Focus Money (39/2010, S.16) kommen noch indirekte Abgaben und Steuern für Auto, Wohnung, Strom usw. hinzu. Denn hier kassiert der Staat indirekt ebenso mit. Setzt man für diesen Anteil der Steuerbelastung in Deutschland den repräsentativen Warenkorb des Statistischen Bundesamtes zur Ermittlung der Inflation an, kommt man auf mindestens 12% weiterer Belastungen, denen man sich nicht wirklich entziehen kann. Tatsächlich dürfte die Steuerbelastung sogar noch höher liegen, da die Gewichtung für besonders teure Ausgaben (Heizung, Strom, Benzin) nicht unbedingt real in diesem Warenkorb abgebildet sind. Allein beim Strompreis machen Abgaben, Steuern und Umlagen über 40% aus.
Das Gefühl trügt also nicht, die Steuerbelastung in Deutschland kann je nach Situation schon sehr hoch sein. Wie ist das eigentlich in anderen Ländern?

Höhe der Steuerbelastung im europäischen Vergleich

Die OECD hat die Steuerbelastung nicht nur in Deutschland untersucht, sondern auch in anderen europäischen Ländern. Dabei ergab sich in etwa folgendes Ergebnis:

  1. Belgien: 55%
  2. Ungarn: 54%
  3. Deutschland: 52%
  4. Niederlande: 51%
  5. Italien: 49%
  6. Frankreich: 49%
  7. Österreich: 48%
  8. Schweden: 44%
  9. Finnland: 43%
  10. Slowakei: 43%

Man sieht, Deutschland ist kein Zuckerschlecken was die Steuerbelastung angeht. Über Klimaerwärmung und Skandinavien will ich gar nicht abschweifen bei diesem traurigen Thema. Wer übrigens noch an das eingangs erwähnte Dubai denkt. Dort muss man tatsächlich keine Steuern zahlen. Mangels Doppelbesteuerungsabkommens bleibt man daher aber mit seinem Welteinkommen grundsätzlich voll in Deutschland steuerpflichtig.

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Robert Hartl
Robert Hartl

Ich bin jetzt auch schon über 40 und habe mich lange Jahre kaum um meine Finanzen strategisch gekümmert. Seit gut 10 Jahren ist das anders. Ich lese, recherchiere, denke nach und investiere - mal mit mehr, mal mit weniger Erfolg.
Mein Vermögen ist sechsstellig und setzt sich zusammen aus Barvermögen, Aktien-Fonds, ETFs, Aktien, Kryptowährungen, physischem Gold und Immobilien.
Hier berichte ich über meine Gedanken, Strategien und Erfahrungen als Privatanleger - positiv wie negativ.

Ein Kommentar

  1. Und dann noch die Sozialabgaben!

    Ein Arbeitnehmer der 4.000 € brutto verdienen will kostet den Arbeitgeber 4.753,06 € – bei Lohnsteuerklasse 1 kommen dann letztlich 2.311,91 € beim Arbeitnehmer an. Wobei die Steuern mit 892 € (Durschschnittsteuersatz rd. 22%) zu Buche schlagen – die Sozialabgaben mit 797 €.

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